Häuserkunst
Al Faisaliyah Center - Kingdom Center
Die
zur Region Nedsch zählende, saudi-arabische Millionen-Metropole
Riad, wie Ar-Riad (arabisch: „Die Gärten“) in der
Kurzform üblicherweise genannt wird, liegt in der Mitte der von
Wüste bestimmten Arabischen Halbinsel. Die am Wadi Hanifa gelegene
Hauptstadt von Saudi-Arabien, die heute etwa 4,6 Millionen Einwohner
zählt und sich über etwa 1500 qkm Stadtfläche erstreckt,
geht auf die alte Oasen-Siedlung Hajar zurück. Hier befand sich
lange das Zentrum des von den Führern des Stammes der Ban Hanifa
regierten Fürstentums Yamama, das im 7. Jahrhundert sogar
kurzzeitig bis an die Ostküste expandierte. In der Geschichte der
Islamisierung der Arabischen Halbinsel durch Mohammed und dessen
Nachfolger spielte Hajar eine gewisse Rolle durch den hier geborenen
und wirkenden „falschen Propheten“ Musailima (etwa 590
– 632), der zu Lebzeiten Mohammeds die monotheistische Lehre vom
Gott Ar-Rahman verbreitete. Musailima gelang es, in Yamama zeitweise
eine größere Anhängerschaft zu gewinnen, die aber bald
nach Musailimas Tod zum Islam konvertierte.
Im Reichsverband des frühen islamischen Kalifenstaates verlor
Hajar allmählich an Bedeutung. In der Nähe entstand mit
Ad-Dir'iyyah eine neue Hauptstadt der lokalen Emire. 1735 wurde auf den
Ruinen von Hajar die von Mauern umgebende Gartensiedlung Riad
errichtet, die 1773 vom zweiten saudischen Herrscher Abd al-Aziz ibn
Muhammad ibn Saud (gest. 1803) erobert wurde. Die saudischen Herrscher
waren und sind Anhänger der islamischen Glaubenschule der
Wahhabiya und sahen und sehen sich als Schutzherren dieser betont
konservativen Auslegung der Lehre Mohammeds. Der Wahhabiten-Herrscher
Turki ibn Abdallah ibn Muhammad Al Saud (1755-1834) machte Riad 1824
zur Hauptstadt seines Reiches. In der Mitte des 19. Jahrhunderts
mussten sich die Saudis als Folge von Niederlagen in Kämpfen gegen
das Osmanische Reich der Oberherrschaft der Osmanen unterwerfen. Riad
sank auf den Status einer relativ bedeutungslosen Provinzstadt ab.
Ab
1902 gelang es den Saudis, die von Emir Abd al-Aziz ibn Saud
(1880-1953) geführt wurden, zahlreiche arabische Stämme unter
der Fahne des Wahhabismus zu vereinen. Nach Jahrzehnten des Krieges
gegen Osmanen und Konkurrenzstämme errichtete Abd al-Aziz ibn
Saud, der fast die gesamte Arabische Halbinsel und damit auch die
Kontrolle über die Pilgerorte Mekka und Medina erobern konnte,
1932 das Königreich Saudi-Arabien mit Riad als Hauptstadt. Heute
ist Riad als Sitz der Regierung und des Parlaments, als Residenz der
Könige und als Standort der wichtigsten wirtschaftlichen und
kulturellen Einrichtungen unbestritten der weltliche Mittelpunkt des
Reiches.
Das vergleichsweise kleine Riad (1935: etwa 30.000 Einwohner, 1950:
etwa 120.000 Einwohner) wurde in den Folgejahren durch den Bau
großzügig konzipierter, oft nach dem Schachbrett-System
angelegter, neuer Stadtteile und weitläufiger Parks um ein
Vielfaches seiner Fläche erweitert. Das durch den Abbau der
Erdölvorkommen zu Reichtum gelangte Herrscherhaus schmückte
seine Kapitale mit zahlreichen beeindruckenden Sakral- und Profanbauten.
Weltberühmt sind insbesondere zwei im 21. Jahrhundert eingeweihte
Monumentalgebäude: Das von der britischen Architekten-Legende
Norman Foster (geb. 1935) im Jahr 2000 fertiggestellte Al Faisaliyah Center und das zwei Jahre jüngere Kingdom Centre,
für dessen Bau das Architektenbüro Ellerbe Becket &
Omrania verantwortlich zeichnete. Das turmartige, 267 m hohe und 30
Stockwerke umfassende Al Faisaliyah Center gilt als erster
Wolkenkratzer des Landes. Wegen des problematischen Untergrundes
stellte der Bau des Giganten, in dem sich unter anderem Shopping Malls,
ein Luxus-Hotel und Büros befinden, eine anspruchsvolle
Herausforderung für Architekten und Baufachleute dar, die Foster
und sein Team aber mit innovativer Verwendung von
Grundflächenabdeckungen gemeistert haben.
Das 302 m hohe, unweit des Al Faisaliyah Center errichtete Kingdom Centre gilt als Wahrzeichen von Stadt und Königreich. Das sehr schmale, silbrig glänzende Gebäude, dessen zwei sich nach oben verjüngende Spitzen durch eine sogenannte „Besucherbrücke“ verbunden sind, wurde vor allem aus Beton, Stahl und Aluminium gebaut. Das spektakuläre Bauwerk beherbergt Luxus-Appartments, Hotel und Büros. Eigentümer ist der Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud (geb. 1957). An die ältere Geschichte der Stadt und des Landes erinnert die Festung Fort al-Masmak, die heute als historisches Museum dient. Etwa 90% der Einwohner von Riad sind Araber. Neben Saudis leben zahlreiche Ägypter, Libanesen, Syrer und Angehörige anderer arabischer Nationen in der Stadt. Etwa ein Zehntel der Einwohnerschaft, zumeist gering qualifizierte Arbeiter, stammt aus islamischen Ländern Süd- und Südostasiens sowie Afrikas.